Rezension 

von Johannes Holz, Theologe, Erziehungswissenschaftler, Systemischer Berater und Supervisor 

„Judge und Seiler bringen ein hilfreiches Werkzeug von der pädagogischen, therapeutischen, psychologischen Praxis für die Praxis. Es ist mehr als nur ein Deutsch-Englischer „Sprachführer“ für eine besondere Berufsgruppe. Denis Judge und Nadine Seiler, beide leben in London, bieten elegante Lösungen an: „Wenn ein Wunder geschehen würde und das Problem mit einem Schlag gelöst wäre, wie wäre ihr Leben dann?“ Wer würde als Deutschsprachiger auf die einfache Formulierung kommen: „If a miracle happened and the problem was suddenly solved, what would life be like?“. Das erinnert mich ich an Nina Simones Lied: „ I wish I knew how it would feel to be free. I wish I could break all the chains holding me..!“


Klasse: Ein ganzes Kapitel widmen sie der Formulierung von Fragen: Klärungsfragen, Übergangsfragen, Fragen zur Selbstwahrnehmung, zur Möglichkeitswahrnehmung, externalisierende Fragen, übertreibende Fragen, zirkuläre Fragen, Wunderfragen. Meine systemische Brille bekommt Durchblicke in eine andere Sprachwelt. Das Kapitel psycho-edukative, Verhaltens- und kognitive Verhaltensstrategien breitet vor mir nochmals ein weites Wortfeld aus. Wunderbar, wie sich aktive Anteile in der Ausdrucksweise ändern: „Woran könnten Sie erkennen dass ...“ wird sehr kommunikativ zu „How could you tell when you ...“. Sprache wird Spiel.

Aufbau und Gliederung, sowie Darstellung der Struktur sind eigenwillig, aber sehr hilfreich. Grundlagen: Englische Kommunikation im psychosozialen Kontext, Phasen im Interventionsprozess, Methoden der Gesprächsführung, Umgang mit Beziehungsstörungen. Ein besonderer Schatz erwartet uns im Anhang: Wortübersetzungen und Redewendungen in Wortfeldern zusammengestellt: Gefühle und Emotionen, Erscheinungsbild, Körpersprache, Interventionen, Organisationen, Berufsbezeichnungen.

Bei einer Busreise im fernen Brasilien unterhielt ich mich mit meiner Abenteuergefährtin und Ehefrau, als ein Sitznachbar erfolgreich anzuknüpfen versuchte: „Jetzt haben Sie zwei Kilogramm Worte miteinander geredet und ich habe keines verstanden.“ Wir haben so gelacht zu dritt! Jetzt habe ich 540 Gramm für Sozialpädagogen, Psychologen, Therapeuten und hoffentlich auch Fremdsprachenlehrer in Deutsch und Englisch in der Hand.

Ich denke an meine mehrsprachigen Sitzungen in gemeinschaftlicher Beratung mit Menschen verschiedener Herkunft und Kultur in Berlin: Wedding, Charlottenburg, Neukölln. Der Sprachführer über Innerlichkeit hat jetzt schon seinen Platz in meinem Berufsalltag. Während der Sitzung nachschlagen? Wohl kaum, aber im Anschluss die nicht bemerkten Missverständnisse und Fehler ausmerzen, das wird das Kunststück sein, zu dem mir das neue Werk verhilft. Also gibt es in meiner Sitzungsdokumentation ein weiteres Feld für den besseren Ausdruck.

Insgeheim hatte ich gehofft, eine klare Übersetzung für das Englische „mind“ zu finden. Dass mir zu „mind“ stattdessen eine breite Vielfalt von Umschreibungen an verschiedenen Stellen des Buches angeboten werden, sehe ich nicht als Nachteil an. Aber wir wissen es ja, von Sprache zu Sprache, das geht auch zwischen Englisch und Deutsch nicht eins zu eins. Der Sprachführer führt, die Leser finden. Die Rollen bleiben klar und hilfreich, um den richtigen Ausdruck zu finden, ein Sprachfinder im professionellen Alltag. Wieder einmal wird Benjamin Baker bestätigt: Es ist nicht allein die Sprachkenntnis, die Verständigung schafft, es ist die Liebe zur Sprache. Deshalb bekommt mein Berichtsbogen ein neues Feld für den hilfreicheren Ausdruck!“

Johannes Holz, Theologe, Erziehungswissenschaftler, Systemischer Berater und Supervisor, Rezension von Helfende Gespräche auf Englisch. Der umfassende Sprachführer für psychosoziale und pädagogische Arbeitsfelder, für Fachzeitschrift Systhema, verfasst im Juli 2012

(Hervorhebungen durch N. Seiler)