Wenn Sie im Beratungsgespräch mit einem Englisch sprechenden Klienten stecken bleiben – Hier sind 5 Tipps

Was, wenn ich steckenbleibe in der Beratung? 

5 Tipps, um wieder auf Kurs zu kommen

 Sie kennen das vielleicht: Sie befinden sich in einem Beratungsgespräch, der Klient erzählt und Sie sind völlig eingetaucht in seine Geschichte. Dann hört er auf zu erzählen und Sie sind ratlos.


Ich schreibe den Artikel in eigener Sache, denn mir geht es manchmal so. Ich tauche manchmal in die Geschichte der Klientin ein und habe Schwierigkeiten, wieder aufzutauchen. Der Sog ist zu groß und die Gefühle der Klientin, ich spüre sie auch. Die Klientin ist verzweifelt und ich denke, ich wäre es auch, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Ich übernehme ihre Perspektive.


Und dann gibt es andere Herausforderungen in der Beratung, z. B., wenn sich der Klient gedanklich im Kreis dreht und immer wieder Probleme fokussiert (problem talk). Sie haben das Anliegen des Klienten gemeinsam ausführlich erkundet und suchen nun einen Impuls, um das Gespräch in eine konstruktive Richtung zu lenken.


Hier sind fünf Strategien für die Beratung auf Englisch, die ich nutze und die auch Ihnen dabei helfen können, aus einer gefühlten Sackgasse herauszukommen und in Ihre Kompetenz zurückzufinden:


1. Transparent sein

Sagen Sie, dass Sie etwas Zeit brauchen, um nachzudenken oder sich zu sammeln:

  • "Let me take a moment to gather my thoughts."
  • “Let me take a moment to think about what you have said so far.” oder
  • “Thank you for sharing these thoughts with me. Let me take a few moments to think about what you have said so far. Would it be okay with you, if we took a short break?”


Sie verlassen den Kontext und gewinnen Abstand. Eine Chance, um Ihre Gedanken zu ordnen und neue Impulse fürs weitere Gespräch zu gewinnen.


2. Nach weiteren Informationen fragen

Bitten Sie den Klienten, Ihnen mehr von einer Sache oder zu einem bestimmten Aspekt zu erzählen:
 

  •  "Can you tell me more about that?"
  •  “Can you give me an example of what you mean?”

 
So können Sie sich ein besseres Bild von der Situation des Klienten machen. Aus der Schilderung gewinnen Sie Impulse für Folgefragen.


3. Den Klienten um eine Rückmeldung bitten 

Eignet sich besonders gut, wenn ein Anliegen schon aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde. Bitten Sie den Klienten, Ihnen zu sagen, wie es ihm gerade geht oder welche Gedanken er zu dem hat, was gerade besprochen wurde:

  • "What are your thoughts on this?"
  • "How do you feel about what we've discussed so far?"


Sie bekommen eine wertvolle Info dazu, wo der Klient gerade steht. Läuft der Prozess in die richtige Richtung oder braucht er vielleicht etwas anderes? Sie holen den Klienten da ab, wo er gerade steht.

Wenn der Klientin eine schwierige Emotion ausdrückt und sagt “I am confused (unsure, tired, desperate)”, können Sie als BeraterIn darauf eingehen, z. B. mit diesen Fragen: “What do you need right now?” oder “What would be most helpful to you right now?”


4. Nach dem nächsten Schritt fragen

Laden Sie den Klienten ein, darüber nachzudenken, was als Nächstes sinnvoll für ihn wäre. Damit überlassen Sie es dem Klienten, Impulse zu setzen und den Beratungsprozess zu gestalten:

  • "What do you think would be helpful for you right now?"
  • “What could be the next step?”


Ich stelle die Frage ganz bewusst in der Möglichkeitsform, um den Druck vom Klienten zu nehmen, einen perfekten Vorschlag präsentieren zu müssen. Die Frage ist eine Einladung an den Klienten, neue Gedanken zu entwickeln und über Schritte nachzudenken, die ihn seinen Zielen näherbringen.


5. Die Wünsche des Klienten erkunden

Den Klienten einladen, darüber nachzudenken, wie Sie ihn am besten unterstützen können/ was er sich von Ihnen als Berater wünscht. 

  • “How can I support you in this process?”
  • “What else can I do to support you in this process?”


Damit erhalten Sie Klarheit zu den Bedürfnissen und Erwartungen des Klienten sowie Impulse fürs weitere Gespräch. Der eine Klient möchte Unterstützung dabei, seine Lebenslage zu verändern und ein Ziel zu erreichen. Ein anderer Klient möchte einfach „nur” Dampf ablassen und Entlastung erfahren. Ersterer sucht fachlichen Rat und/ oder Impulse, letzterer ein Gegenüber, das ihm Raum gibt sowie Verständnis und Empathie.


Fazit

Bei den meisten Strategien geben Sie den Ball an den Klienten zurück (engl.: “The ball is back in his or her court.” Ah, ich liebe Sprachbilder!:). Sie setzen einen Impuls und laden den Klienten ein, in sich hineinzuhören und neue Gedanken zu entwickeln. Der Klient bleibt in der Verantwortung für sein Anliegen und wird so dazu angeregt, Lösungen zu entwickeln, die für ihn stimmig sind.

Welche Strategien oder Tools nutzen Sie gern, wenn Sie in der Beratung gefühlt in einer Sackgasse stecken? Was funktioniert besonders gut, damit Sie wieder auf Kurs kommen?

Schreiben Sie mir gern! Ich bin neugierig auf Ihre Ideen! 

 
Nadine Seiler, Juli 2023

Nadine Seiler gibt Sprachkurse für Englisch für psychosoziale und psychologische Berater und Coaches.

Nadine Seiler

Ich bin Sprachtrainerin für die psychosoziale Beratung auf Englisch sowie Herausgeberin und Autorin von Sprachführern zur professionellen Beratung auf Englisch, u.a. "Helfende Gespräche auf Englisch. Der umfassende Sprachführer für psychosoziale und pädagogische Arbeitsfelder".

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